Defektour

Freitag 20. April 2012

   
 
 

 

17:53 Uhr, irgendwo im Kaiserstuhl . Reifen platt, Luft raus, Reparatur. Ein rostiges Stück Draht perforierte im wilden Eifer den Pneu.  Nicht unbedingt gewollt, aber dann doch irgendwie zugeordnet, warum sonst trifft genau die Spitze dieses Teils in der eigentlich großzügig bemessenen Welt in diesem Moment auf das Druck behaftete Rund ? Hätte es sich geduckt vor dem heran brausenden Doktor . Hätte ihn doch flach am Boden liegend passieren lassen können. Rad raus, Schlauch raus, neuen Schlauch und  Luft rein. Rad rein. Die zwei Zentimeter Draht ? Die bleiben da.

18:17 Uhr. 25% Rampe, ein kurzes Wiesenstück. Physik, Material und Fahrer im Grenzbereich. Geschafft. Nicht ganz, der Antriebsstrang fängt an sich zu zerlegen. Ein genieteter Bolzen verdrückt sich aus einer Lasche, welche sich sodann durch weitere Belastung krümmt.  Da ist nicht viel Platz für das krumme Teil. An den Schaltwerkrollen, am Umwerferleitblech und auch sonst erzeugt es ungewohnte Geräusche. Klar der Fall. Die Ambulanz muss her. Wegnahme des defekten Teils ist die Lösung.

19.02 Uhr.  Ein unglücklicher Umfaller im Stand. Der Sattel prallt auf den Asphalt. Eigentlich unmöglich die Satteldecke vom Drahtgestell zu trennen, doch es passiert.  Die Drähte liegen nun blank. Dumm fürs Hinterteil. Alle Versuche, die Dinge zu fügen scheitern an ungenügenden Fingerkräften.  Urgewalt könnte rettend eingreifen, steht aber um 19:08 Uhr an dieser Stelle „N48 03 56.7 E7 36 29.8“ nicht zur Verfügung.

19:37 Uhr. Schwammiges Rollen im Frontbereich. Eieriges Zirkeln um  Kurven im finalen Teil der Tour. Elend, klammheimlich davon schleichend: Der Druck.  Nachpumpend durchhaltend bis zum Ziel, so ging es dann doch. Dort angekommen: Der Vorgang , so wie 17:53 Uhr.

So etwa 35 km maß die wunderschöne Runde im Kaiserstuhl. Aprilwetter pur. Von Schauern klargewaschene Luft. Ein kräftiger Südwest pustet, alles Trübe mit sich nehmend,  über die Rheinebene.  Gut sichtbar, im Westen, am Vogesenkamm fällt das Wasser tonnenweise, die tiefhängenden, dunklen Wolken lösen sich auf, schaffen es nicht bis zu uns. Nur einzelne Regenfäden huschen, sich schnell erschöpfend , noch über uns hinweg und hinterlassen dabei nicht einmal den Eindruck jedweder Unbill.  Wir kennen die Gegend, deuten die in der Ferne liegenden Berge, sehen die hohen Bauten vom 60 km entfernten Basel. Schätzen den Abstand  zu den am  nordwestlichen Horizont liegenden Höhen und stellen erstaunt fest, dass der Blick heute bis an die Pfalz heran reicht. Wir lassen uns vom Lößstaub pudern, schlagen uns eine Weile durch dichtes  Unterholz, weil die von weiter oben zugerufenen Worte einer Umleitungsempfehlung des Temporärguides vom Winde verweht wurden.  Auf dem Schloßberg mit den Fragmenten der Burg Höhingen über Achkarren, 270 Grad Panorama. Kurzer, netter Trailspaß  wieder hinunter. Uns sperrende Terrassen, sprengen den sechsköpfigen Trupp zwecks individueller Wegwahl nur kurz.  Am Ende fangen uns die Ufer  des Rheins auf und leiten uns zurück nach Breisach. Zügig und vom letzten Tageslicht betreut erklimmen wir den Münsterberg und lassen uns im noblen Ambiente der "Galerie Etoile" auf die Stühle plumpsen.  Der Breisacher Künstler, Helmut Lutz, ermöglicht hier, auf einem wundervollen Platz, einen grenzenlosen Blick. Beäugt vom heiligen Sebastian begegnen sich Flammkuchen, Tapas und Weizenbier auf unserem Tisch.

21:39 Uhr.  Schicht- und Stabwechsel im Zug nach Freiburg.  Glücklich müde und mit Licht und Landschaft gesättigte Biker geben das Holz an das in die City strebende, nach Licht suchende, quicklebendige Discovolk weiter.

Defektour, den herrlich klaren Sternenhimmel stört das nicht.

 

 

 

Hubert hat uns über die Runde gebracht. Das war gut ! Vielen Dank.

 

Die Teilnehmer:

 

Hubert M.

Klaus

Hansjörg

Thomas

Otto

Wolfgang B.